16
Feb
2009

Keinen lausigen Penny

Piratenbraut2

Nun hört die Geschichte der Seeräuber-Jenny,
ein Leben, nicht wert einen lausigen Penny:

Vorm Haus eines Pfaffen in schmutzigen Windlein
lag nachts tief im Winter ein schreiendes Kindlein,
ein Mägdlein, unschuldig, der Traum jedes Pfaffen,
so tat der sich gleich in die Jenny vergaffen.

Die nächsten zwölf Jahre gab’s wenig zu grinsen,
ich las aus der Asche dem Pfaffen die Linsen,
hab nachts ziemlich hart auf dem Strohsack geschuftet
und bin mit dem Geld armer Seelen verduftet.

Ging betteln hartherzigen Bürgern zum Hasse
bei Wind und bei Wetter auf finsterer Gasse,
lag in der Spelunke sternhagelbesoffen,
wo ich meinen Godeke Michels getroffen.

Der Godeke Michels, der soff wie zehn Ochsen,
auch war er der weltbeste Champion im Boxen,
und schlief wie ein Lämmchen doch friedlich und warm
in Seeräuber-Jennys süß duftendem Arm.

Das Glück auf der Welt, ach, es nicht von Dauer,
es lagen die Schergen bereits auf der Lauer.
Sein Kopf steckt zur Warnung vorm Stadttor am Spieß,
worüber ich viel tausend Tränen vergieß.

Im Arbeitshaus hab ich mich Jahre geschunden,
gehungert, gefroren unendliche Stunden.
Dann, wieder in Freiheit, wurd aus mir ne Braut,
die nachts ihre Freier klammheimlich beklaut.

Als einer mir frech kam, da zog ich mein Messer,
sein Fettwanst trieb morgens im trüben Gewässer,
die Häscher und Henker warn hinter mir her,
so floh ich als Schiffsjunge weit übers Meer.

Kenn Steuerbord, Backbord, versteh was vom Entern,
doch hat’s nichts geholfen, der Kahn musste kentern,
schwamm flink wie ein Fischlein aufs nächstbeste Land,
und das ist als Seeräuber-Eiland bekannt.

Bin trinkfestes Liebchen von wilden Piraten,
verleite sie zu den gar schändlichsten Taten.
Auf meinem Popo ist gewaltig viel Platz
und als Tätowierung ne Karte zum Schatz.

Doch brauchst nicht zu suchen, meint Seeräuber-Jenny,
und hell klimpert in ihrer Tasche ein Penny.

(Bild: Kurt Hilscher, Piratenbraut)
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14
Feb
2009

Gestrandet

Tahiti

Aloha, es grüßt euch die Seeräuber-Jenny!
Dem Henker entronnen, im Beutel kein Penny,
so schlich mit den Ratten ich nachts zu nem Kahn
und heuerte morgens als Schiffsjunge an.

Auf Totenmanns Kiste die Meere bereist,
bei Sturmbö und Regen den Erdball umkreist,
ein Riff stand im Wege, der Kahn stellt sich quer,
ich schwamm um mein Leben, ein Hai hinterher.

So bin ich hier auf dieser Insel gestrandet
und merkte, ich bin bei den Dichtern gelandet:
Am Ufer empfing mich ein Graupapagei,
der schwatzte von Heine und der Loreley.

Hier bin ich, hier bleib ich, erzähl euch Geschichten,
will euch von dem Godeke Michels berichten,
von Likedeelern, Freibeutern, wilden Gesellen,
die Schiffe mit pechschwarzen Flaggen befehlen.

Paar kräftige Burschen will ich mir noch suchen
zum Bau meiner Hütte, dann werd ich nicht fluchen.
Ich will auch zum Lohne mein Lager gern teilen,
kein Pfaffe, kein Trauzeuge soll dran verweilen.

Ich reiche in Freundschaft die Hand euch zum Gruße
und schenk euren Schönen Rock, Nerze und Bluse.
Wollt ihr mir dafür einen Lorbeerkranz winden,
den werd ich ganz keusch um die Hüfte mir binden.

(Bild: Paul Gauguin, Tahitische Frau mit Frucht)
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11
Feb
2009

Der letzte Penny

Toulouse-Lautrec

Ich bin die kesse Jenny,
mich kennt ein jedes Kind,
geb meinen letzten Penny
für Whiskey und Absinth.

Doch brauch ich nicht zu hungern,
ich weiß ja: Mann ist Mann,
will an der Ecke lungern,
dann beißt schon einer an.

Kaum hab ich ihn gefunden,
den fetten goldnen Fisch,
schenk ich ihm ein paar Stunden
und setz mich dann zu Tisch.

Sie kennen kein Erbarmen
und keinen Appetit,
die schrecklichen Gendarmen:
Der Goldfisch, der muss mit.

Der schönen Seemannsbräute
findt man im Hafen viel,
doch ich errang die Beute
alleine in dem Spiel.

Bekleidet fein mit Nerzen,
demantbesetzt die Schuh,
so fliegen mir die Herzen
der edlen Herren zu.

Ich bin die kesse Jenny,
nimm dich vor mir in acht.
Ich raub den letzten Penny,
verrate dich bei Nacht.

(Bild: Henri de Toulouse-Lautrec, Frau mit schwarzer Feder-Boa)
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17
Jan
2009

Des Kämpfens müde

Marc_Katze

Ach, ich bin des Kämpfens müde,
sah nur Elend auf der Welt.
Doch wie sehr ich mich auch mühte,
unser Feld ist schlecht bestellt.

Immer weiter geht das Schlachten,
bis zum Himmel spritzt das Blut.
Gut, was Weise einst erdachten,
doch der Mensch, er ist nicht gut.

Finde Stetigkeit und Ruhe
endlich in der Wohnung hier.
Stelle meine Straßenschuhe
in das kätzische Revier.

Streichle, spiele, reiche Futter,
denke nach und sammle Kraft.
Mutig geht die Katzenmutter
dann erneut auf Wanderschaft.

(Bild: Franz Marc, Akt mit Katze)
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30
Dez
2008

Satansbraten

Katerchen

Diese beiden Satansbraten,
mächtger Fürst der Finsternis,
sind vortrefflich euch geraten,
sehr zu meiner Kümmernis.

Pünktlich stets zur Geisterstunde
spukt das höllische Getier,
dreht erst lautlos seine Runde
in dem nächtlichen Revier.

Dann erwachen meine Stuben
zum verwunschnen Dschungel nachts.
Wilde Jagd der schwarzen Buben,
von den Fensterbänken kracht’s.

Ängstlich spielen sie Verstecken,
wenn ich rufe: "Nein, das reicht!"
Suche sie in allen Ecken,
durch die nur der Nachtwind schleicht.

Friedlich ist sie nun, die Meute,
Morgenstille liegt im Raum.
Unterm Tisch blinkt noch als Beute
Glöckchen klein vom Weihnachtsbaum.

(Bild: Isabella Busch, Katerchen)
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27
Dez
2008

Ménage à trois

Ich hab mein Herz verloren
und bin seit jener Nacht
verliebt über zwei Ohren,
um den Verstand gebracht.

Erblickt hab ich die Beiden
dereinst im Internet,
es ließ sich nicht vermeiden,
ich fand sie sehr adrett.

Kam abends sie besuchen
in ihrem kleinen Reich,
da gab’s zwar keinen Kuchen,
doch einen Flirt sogleich.

Ich fand sie beide herrlich,
so hübsch, charmant und fein,
und lud sie ganz begehrlich
zu mir nach Hause ein.

Doch blind macht sie, die Liebe,
zu wahr ist dieses Wort,
so trieben mich die Triebe
an einen andern Ort.

In der verhassten Küche
bin ich gefangen nun,
im Kleid Heringsgerüche,
muss schwere Fron jetzt tun.

Sie drohen zu verfetten,
und ich werd nicht mehr froh,
sie lagern auf den Betten,
die Magd auf hartem Stroh.

Des Nachts, ich will nicht maulen,
da kommen sie zu mir,
zum Lohn darf ich sie kraulen,
die schwarzen Kater hier.

Wir toben durch die Räume,
verliebt wie einst im Mai,
Katzen- und Menschenträume -
wir Drei, wir sind so frei!

Meine-Katzenkinder-1

(Bild: Isabella Busch, Katerchen und Brüderchen)
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10
Dez
2008

Fischdöner auf'm Kiez II

Armut

Ja, so ist es, ohne Wahn,
auf der schönen Reeperbahn.
Hab's zwar selber nicht gesehn,
doch gehört, das sei geschehn.

Denn mit Waffen kämpfen heute
Luden blutig um die Beute,
kennen keine "Ehre" mehr,
schießen um sich kreuz und quer.

Der im Imbiss sich geschunden,
der erhält nach vierzehn Stunden
Arbeit nur nen kargen Lohn,
und den frisst die Inflation.

In der schönen Stadt am Hafen
kann er nach der Schicht nicht schlafen,
denn sein Viertel wird saniert,
Yuppie-Szene einquartiert.

Auf dem Amt trifft er dann später
viele arbeitslose Väter,
deren Kinder müssen hungern,
vor der Armenspeisung lungern.

Bildung für die Pfeffersäcke,
Junkie auf der Straß verrecke.
Tor zur Welt, doch für die Armen
kennt der Pastor nur Erbarmen.

(Foto: Monika Zucht/Der Spiegel, Armut vor den Toren
der reichen Hansestadt: Mädchen aus Hamburg-Billbrook)
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7
Dez
2008

Lieber guter Weihnachtsmann

weihnachtsmann

Lieber guter Weihnachtsmann,
fährst des Nachts durch dunklen Tann.
Die Finger sind ganz blau gefroren,
ganz rot und kalt sind deine Ohren.

Lieber guter Weihnachtsmann,
mach mal Pause, sieh mich an,
Brüste ganz rund und schlanke Beine...
Willst durch die Winternacht alleine?

Lieber guter Weihnachtsmann,
fühlst du denn nichts dann und wann?
Verteilst so fleißig deine Gaben,
sollst du denn selber gar nichts haben?

Lieber guter Weihnachtsmann,
komm zu mir und nichts wie ran!
Der Ofen glüht, die Kerzen brennen,
kein Glockenläuten wird uns trennen.

Lieber guter Weihnachtsmann,
Was dein Christkind alles kann!
Erlöst dich schnell von allen Schmerzen,
und weiter geht's mit frohem Herzen.

Lieber guter Weihnachtsmann,
unterm Christbaum träum ich dann:
Sollst nächste Weihnacht an mich denken,
mir wieder deine Liebe schenken.

(Foto: iStockphoto)
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